Es ist 17:13 Uhr. Ich bin mit meiner Freundin in der fränkischen Schweiz unterwegs, etwa 30 min mit dem Autor von zu Hause entfernt. Gerade laufen wir den Berg hinab, um zum Parkplatz zu kommen. Dieses ist am Fuß des Berges, den wir gerade „bestiegen“ haben, geparkt.
Um 18:00 Uhr findet das wöchentliche online Meeting zur Coachingausbildung statt. Am Morgen habe ich meiner Freundin öfters drauf hingewiesen, dass ich diesen Termin unbedingt einhalten möchte, ist er doch ein wichtiger Teil der Coach Ausbildung.
Ich schaue auf mein Handy. Es ist schon 17.13 Uhr und wir sind noch auf dem Berg. Ich werde unruhig. Wie ein Automatismus, kommen Gedanken hoch, in der ich meiner Freundin die Schuld dafür geben möchte, dass ich zu diesem Termin wahrscheinlich nicht pünktlich kommen werde.
– Das ist ein „schönes“ altes Spiel von mir, was noch ab und zu Tage tritt. –
Ich sage zu ihr, in einen schon fast vorwurfsvollen Ton: „Es ist schon 17:13 Uhr!“. Stopp! Mein System bremst mich ein, gebe ich doch wieder anderen die Schuld. Ich sage: „Entschuldigung, das war gar nicht GfK (gewaltfreie Kommunikation) mäßig. Ich fange noch mal an. Es ist bereits 17:13 Uhr, Ich bin etwas unruhig, weil ich befürchte, dass ich den Termin nicht schaffen werde.“ Meine Freundin sagt mir, sie ist sich dessen bewusst und wir gehen direkt zum Auto.
Ich fechte die innere Unruhe und die Angst vor dem zu Spät kommen mit mir selber aus. Und ich lasse nichts nach außen. Ich weiß, das ist förderlicher für das Miteinander, als meine übliche alte Reaktion.
17:25 – 17:30: Nach einem Toilettengang und weiteren Stops, um den Weg zu finden, haben wir unser Ziel, den Parkplatz, erreicht. Gefühlt zog es sich schon ein wenig. Lag es daran, dass ich immer noch unruhig war? Wir sitzen im Auto. Auf geht es Richtung nach Hause.
Aber da möchte meine Freundin noch zum Bäcker. Da sie an diesem Abend nach Hause fährt, braucht sie Verpflegung. Dieser Gedanke, dass wir mehr Zeit brauchen, lassen meine Hoffnungen schwinden. Es ist ja gleich schon 17:40 Uhr. Glücklicherweise liegt der Bäcker direkt auf dem Weg und es ist kein Umweg von Nöten. Wir halten an, kaufen ein. Auf dem Rückweg zum Auto dann meine Entscheidung: Dann komme ich halt zu spät. Es ist halt so. Ich beginne es zu akzeptieren und das Thema los zu lassen.
Im Auto erzähle ich meinen neuen gefassten Gedanken. Die Unruhe in meinen Kopf hörte auf. Ich begann mich wieder auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Schaute mir die Landschaft an und redete über schöne Themen. Ich ließ los, meine Unruhe und auch meine Erwartungen, des Zuspätkommens.
Und was soll ich sagen: 2 Minuten vor 18:00 Uhr sitze ich am Rechner. Zwar bin ich die letzten Meter vom Parkhaus zur Wohnung gerannt, aber bis zum Ankommen des Parkhauses hatte ich eine schöne und entspannte Fahrt. Ich glaub, meine Freundin wahr sehr froh, dass ich mein altes Spiel nicht spielte. Die Vergangenheit zeigte uns oft, wenn ich es doch getan hätte, hätten wir es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geschafft.
Am Abend habe ich darüber reflektiert und mir ist daraus eine Erkenntnis gekommen:
Lasse es los und es darf sich von alleine lösen, und das nicht nur bei dem Thema mit der Pünktlichkeit.
Mir kommt noch der Gedanke für Euch zum Reflektieren zu schreiben, wie zum Beispiel: Was lässt Du noch nicht los? Oder in etwa: Wo bist Du noch nicht im Vertrauen?
Aber das wäre ja schon fast ein eigenes Thema und vielleicht ein Thema im Podcast? Es wird sich zeigen. 😉
Fun Fact: Der Ausbilder hat just an diesem Abend in die Runde gegeben: Wir sollen doch bitte 5 min vor 18 Uhr im Zoomraum sein, da er jeden Einzelnen im Meetingraum reinlassen muss, was ja „viel Zeit kostet“ ..
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